Bitte lest den unteren Eintrag. Ich habe nur vergessen mich zu bedanken. Bei meinen Mitbewohnern: Lukas, Manuel, Martin, Giovanni, Jorge (in Reihenfolge ihres Auftretens). Meinen Eltern und Geschwister nebst Gatten. Meinen Finnischlehrern in Deutschland und Finnland (Minna und Jukka). Aino für Overall und trockene Klamotten und Obdach. Greggy, Hirte, Malte und Fatzke fürs Besuchen und natürlich Euch fürs lesen
Gruß
Deik aka. Defi Blogsberg
DeFi Blogsberg - 11. Jan, 18:39
Sehr geehrte Blogleser,
seit genau einer Woche befinde ich mich wieder in meinem Heimatland, welches sich nicht mehr so richtig nach Heimat anfühlt. Ich fühle mich wie ein Seemann der wieder im Heimathafen ist, sich aber im Grunde wieder rauf aufs Meer wünscht. Manchmal schnelle ich vom Sofa hoch und glaube es war alles nur ein langer intensiver Traum. Seltsam wie man wieder an das alte Leben anknüpft. Man hat sich sehr verändert, das Umfeld aber nicht mit einem mit. Vielleicht liegt es auch nur daran das ich vom freigeistigen Pasila direkt zu meinen Eltern gereist bin, denen es natürlich nicht egal ist wann, was und wo ich etwas in ihrem Haus esse.
Ich bin in der Zeit internationaler geworden, wenn ich dieses Gefühl nur schwer beschreiben kann. Sprachlich, Gedanklich? Aber vieles regt mich einfach nicht mehr auf und anderes interessiert mich nicht mehr. Andere Interessen wurden hingegen in dieser Zeit geweckt. Siehe Karate, Clubs etc.. Die Prioritäten haben sich geändert auch meine Einstellung zu Geld und Luxus. Ich möchte hier jedem ausdrücklich empfehlen bei Möglichkeit ins Ausland zu gehen, egal wohin alles prägt.
Was bleibt mir von Finnland. Als ich nach Haus kam wurde weihnachtlich nachbeschert. Mit dabei Kjell Westös: Wo wir einst gingen. Ein Buch über den finnischen Bürgerkrieg und von meiner Schwester bekam ich die Mummins. Eines der besten Kinderbücher der Welt und aus Finnland. Ich werde mich also mit Finnland weiter beschäftigen müssen. Ich werde dieses Land in Zukunft öfter besuchen und vielleicht ergibt sich daraus auch mehr?
Es ist wirklich ein faszinierendes Land. Ich habe mir absichtlich das Adjektiv klein verkniffen, da Finnland fast so groß ist wie Deutschland. Man kriegt hier Rentierfleisch bei Lidl und eine rote Nase, wenn man zu lange in Bars oder im Winter an der frischen Luft ist. Ich habe einen Teil meines Herzens hier verloren und hoffe ich hohle ihn mir irgendwann zurück.
Vielen dank für eurer Feedback über die Zeit und bis hoffentlich bald
DEIK
DeFi Blogsberg - 11. Jan, 18:05
Leider wieder nur im zwei wöchentlichen Rythmus berichte ich euch aus dem weihnachtlichen Helsinki. Es ist viel passiert. Aber erst einmal muss ich mit einem Nachtrag starten.
Ich bin von meiner Schwester darauf hin gewiesen worden, das ich ihren Aufenthalt in Helsinki den Bloglesern vollkommen vorenthalten habe. Dazu gibt es keinen Grund, denn ihr Besuch war schön und zeigt mir wieder eine andere Seite von Helsinki: Die kulturelle. Der durchschnittliche ERASMUS-Student mag es lieber etwas wilder und so zog ich mit meiner Schwester durchs Designviertel, dem ehemaligen Arbeiterbezirk Punavuori. Die Finnen sind wirklich ein erstaunliches Völkchen, getreu dem Motto entweder akt-, depress,- oder kreativ, produzieren sie Design, welches mein und das Herz anderer erwärmt, sodass hier Designer aus aller Welt kommen um zu staunen und zu klauen. Antje hohlte sich kreative Ideen für ihre neue Wohnung. Auch das Designmuseum trotz 7€ Passiergebühr, lullte uns ein. Und in dem Cafe des Museums und das des schwedischen Theaters merkte ich das es sich in Finnland leben ließ. Danke Antje auch für die seelische Unterstützung bei Kummer und Melancholie.
Die nächste Woche war durch Prüfungen und Arbeit geprägt und ich war wirklich kurz vor dem Nervenzusammenbruch, da ich insgesamt 2 Prüfungen, Essay, Präsentation und Karate in kurzer Zeit zumeistern hatte. Alles lief gut bis auf Schwedisch II, da bin ich wohl durchgefallen. Finnisch ist bestanden. Freitagabend stand ich vor der Karateprüfung. Ich war ausgelaugt, die Prüfung war in Finnisch und ich machte drei von mir selbst Entdeckte Bewegungsfehler. Ich war kurz davor davor hinzuschmeissen. Aber ich hielt durch. Finnen schätzen das Durchhalten im Sport. Sie nennen es sisu. So bekam ich meinen Gelben Gurt und meinen Karatepassi. Darauf wurde mit der Karatepossy im "Schönen Fräulein" gefeiert. Wiedermal taten sich meine Trainer dabei besonders hervor. Lassi schwärmte von finnischer Eurodancemusik als perfekten Sommerhaussoundtrack und Lasse erzählte mir, dass er mir den Pass nicht gegeben hätte, hätte er gewusst, dass ich bald nach Deutschland zurück gehe. Ich versprach die Bewegungen fleißig zu üben, war aber trotzdem etwas traurig, als ich von oben auf die Tanzfläche blickte, die mit Tangotanzenden Finnen gefühlt war.
Das Gefühl des Versagens wurde nochmal unterstrichen als ich um 5:30 am nächsten Morgen aufstand zum Flughafen düste und merkte das um 7 kein Flug aus London ankommt, sondern erst um 11:15. Ich legte mich auf den Flughafen schlafen. Aber ich wurde für mein Leid entlohnt. Die Zeit mit Fatzke und Malte war wunderbar. Wir zogen durch die Strassen und Abends spielten wir in Pasila eines der berüchtigten Kitchen Concerts. Wir wurden bewundert und geliebt vom gesamten Publikum. Die Party ging bis 5. Es war die perfekte Mischung zu einer gelungenen Party und die Polizei musste diesmal nicht ausrücken. Fatzke und Malte lernten am nächsten Tag die finnische Saunakultur und die Insel Suomenlinna kennen. Am Abend löste ich mein an eine bestimmte Finnin lange gehecktes Versprechen ein, in Henrys Pub ein Ständchen zu bringen. "Easy "von "Faith no more". Die Band war fantastisch es hat tierisch Spaß gemacht und Fatzke war schwer begeistert von meinem sängerischen Leistung. Leider sind Finninen schwer zu beeindrucken, statt ihrem Herz brach ich also das von Fatzke.
Malte und Fatzke blieben noch eine Nacht länger in Helsinki, während ich mit Lukas und Manuel in den Nachtzug nach Lappland stiegen. Der Urlaub in Lappland war der Abschluß zu einem wunderbaren Semester. Wir fuhren durch Schneewehen mit unserm kleinen aber wettertauglichen Honda, jagten Rentiere über die verschneiten Strassen, fuhren Schlitten und Langlauf, stapften mit Schneeschuhen durch jungfräulichen Schnee und aßen Abends Rentier vorm Kamin. Wir hüpften nach der Sauna nackt in den Schnee und schauten nach dem Nordlicht. Das wir letztlich auch sahen, allerdings nur in der kurzen Tageszeit Es sah aus als hätte jemand Spüli über den Horizont gekippt. In der letzten Nacht hatten wir einen der schönsten Sternenhimmel den ich je gesehen habe, nur vielleicht noch mit meiner Erfahrung in Australien vergleichbar. In dieser Nacht höhrten wir einen Schuß, doch in Lappland ist es so ruhig, es war unklar ob er in 50 oder 500 Meter Entfernung abgefeuert worden war. Ich überschritt in diesem Kurztrip des erstemal in meinem Leben den Polarkreis, ich weiß nicht ob erster ERASMUS-Student überhaupt. Wenn nicht hinter Vogti der Zweite zu sein ist keine Schande. Der Blick in die scheinbare Unendlichkeit der Tundra ist atemberaubend. Kein Mensch, Stille und das Wissen, daß es vor 10.000 Jahren in Deutschland auch so ausgesehen hat.
Inzwischen war als vierte Person Marie aus Belgien eingetroffen, die wir vom Bahnhof in Kolari abholten, wo täglich nur ein Zug ankommt. Auf dem Rückweg wurde ich von Melancholie geplagt. Bald wird alles zu Ende sein und wie wird es weitergehen? Zu allem Überfluss fuhren wir noch durch die Geburtsstadt einer ganz bestimmten Finnin.
Die nächsten Tage waren von Abschied von vielen ERASMUS-Mitstreitern geprägt. Sarah, Marie ich werde auch vermissen.
In der Nacht zum 24. machten wir uns mit einer Taschenlampe und zwei Küchenmessern bewaffnet auf in den nahegelegenen Kumpulapark. Nach langer Suche in dem von Laubbäumen dominierten Park fanden wir oberhalb eines Weges einen geeigneten Baum, der während ich schmiere Stand von Manuel und Giovanni mühevoll vom Rumpf getrennt wurde. Wie schon erwähnt auf 1 Meter kommen 50 € oder wie der Finne schreibt 50e Strafe. Die ganze Aktion dauerte inklusive Abtransport durch den herrlich beleuchteten Park eine Stunde, in der wir keiner Seele auf den Wegen begegneten. Besonders Giovanni mit seinem italienischen Genen, war nach diesem Delikt befriedigt. Der Baum wurde mit allem Gefundenen geschmückt, auch mit Bierdosen.
Auch das Fest, daß wir mit 3 heimatlosen Holländern, einer aufgegabelten Deutschen und jeder Menge Milchreis, Würstchen mit Kartoffelsalat feierten, war gelungen. Ich ließ aus lauter Heimatgefühl NDR2 neben her laufen, was besondes die Holländer verstörte. Meine Eltern hatten mir ein Paulishirt sowie ein Buch vom schon erwähnten Roman Schatz geschenkt. Ich war erst entsetzt, habe es aber schon zur Hälfte durch und würde es bis auf die Zahllosen Sexgeschichten und Andeutungen als Familienlektüre durchaus empfehlen. Viele meiner Erfahrung werden darin bestätigt.
Dieses wird das wohl vorletzte oder vorvorletzte Kapitel des Buches Finnland sein. Ich persönlich hoffe schon auf eine Fortsetzung mit ähnlichen Charakteren. Wie schon erwähnt
Hyvää Joulua
Deik
DeFi Blogsberg - 25. Dez, 17:28
Terve
Schon wieder musste ich euch warten lassen, aber auch diesmal hatte wieder der Stress zugeschlagen und Eindrücke haben sich eingedrückt.
Der Schnee ist weg und alles passierte scheint wie ein wunderschöner Traum gewesen zu sein. Nebenbei wurden in der Innenstadt alle durch den Bodenfrost zerstörten Gehwegplatten ausgetauscht, der Schaden dürfte in die Millarden gehen, und unser durch Schmelzwasser entstandener Pasilasee wurde von den Behörden bzw. ein Paar Bauarbeitern abgepumpt. Dies hatte auch einen Grund, da sich der See über einer postmodern entstandenen Tiefgarage gebildet hatte. Es tropfte wohl durch. Einige Erasmustudenten klebten Kondulenzschreiben an die nahegelegene Betonmauer und legten Blumen nieder.Was mich, sehr naiv, zuerst daran glauben liess, dass hier, nahe unseres Hauses wirklich jemand sein Leben vollenden musste.
In einer Woche muss ich übrigens einen 10 seitigen Essay über die Uni-Mensen von Helsinki für "Geographie of Food abgeben. Dafür schickte ich diese Woche einen einseitigen Fragebogen mit hoch ausgefeilten Fragen an dass Uni-Managment. Die Anworten auf die 4 ausführlichen Fragen waren sehr finnisch. Nein! Beides! Kann man nicht so sagen! Zentralisiert! Ich werde wohl in sehr großen Buchstaben schreiben müssen.
Freitagnacht zog ich von einer Party kommend an der Talöö-Bucht vorbei. Die alten Villen, die Finnlandiahalle (bestes Stück finnischer Architektur) Alvar Aalto)), der Turm des Olympiastadions, sogar die Oper sah in den schimmernden Licht heimelig und wunderschön aus. Ich bin froh hier zu sein.
Freitag war das Highlight der Woche die Weihnachtsfeier meiner Karatecrew in einem der Suburbs von Helsinki. Es wurden Kennenlernspiele gespielt und sie haben gewirkt, inzwischen habe ich fast alle Namen drauf. Es gab wieder einmal Glöggi, Milchreis (diesmal angebrannt) und Gebäck, zudem viel Bier und die beschwörenden Worte der Finnen über das deutsche Bier. Etwas Löwenbräu hatte jemand mitgebracht. Zudem reichte mir jemand seinen Flachmann (ausgerechnet mein Trainer Lassi). Lassi stiftet mich auch an beim darauf folgendem Pubquiz, die Aufgabe einen Anmachspruch mit dem Wort Karate zu machen, zu lösen.
"Soll ich dich mit Karate auf die Matte legen"
war mir persönlich sehr peinlich, aber die Finnen stehen auf die deutsche Sprache und auf alles versaute. Wir haben bei der Aufgabe natürlich gewonnen.
Apropos ich wurde an diesem Abend schon wieder auf Roman Schatz angesprochen. Einem deutschen Studienabrecher/Auswanderer, der es in Finnland mit diversen Radio und Fernsehsendungen zu so großer Populaität gebracht hat, dass er sich für den König von Finnland hält. Dieser Mann scheint das Bild der deutschen in Finnland sehr geprägt zu haben mit zum Teil wohl versautem Humor. Wie gesagt die Finnen stehen auf alles versaute und deutsche oder umgekehrt.
Später ging es noch in die Sauna und in den Pool, typisch finnisch eben. Übrigens ist ja neulich meinem Bekannten Johannes die Brille in der Sauna geschmolzen, armer Kerl, der zweite Brillenverlust diesen Monat.
Später am Abend rächte sich die späte Stunde. Wir waren am hinterletzten Zipfel von Helsinki und der letzte Bus fuhr zwei Stunden vorher Richtung Heimat. Ich und zwei Karate Kollegen teilten uns mit einem besoffenen alten Finnen ein Taxi Richtung Downtown (ich wollte das Wort schon immer mal benutzen). Da der Alkohol seine Wirkung tat, setzten mich meine vermeintlichen Freunde im Arbeiterbezirk Kallio aus. 1 Stunde Fußmarsch, sie haben sich aber inzwischen entschuldigt.
Den Rest des Wochenendes verbrachte ich, bis auf eine kurze Kochsession mit meinen Mitbewohnern, in meinem Zimmer finnisch lernend. Ich verpasste so den finnischen Unabhängigkeitstag. Einen Fackelzug und die Liveübertragung des üblen langatmigen Balls der Präsidentin Halonen. Meine Mitbewohner Martin war live vor Ort und will gegen zwölf vereinzelt Leute aus dem Paralament torkeln gesehen haben. Also islamische Terroristen oder russische Invasoren ihr kennt nun den kalendarischen Schwachpunkt der finnischen Regierung.
Übrigens das lernen scheint sich gelohnt zu haben. Ich habe eine gutes Gefühl!
Näähdeen (Wir sehen uns)
Deik
DeFi Blogsberg - 8. Dez, 22:13
Moi,
ich bitte vielmals um Verzeihung, dass ich euch so stiefmütterlich behandelt habe. Es hatte seine Gründe. Es ist nicht alles so gelaufen wie ich´s mir gewünscht habe, bitte fragt nicht nach.
Wo fang ich an bzw. wie? Am besten Chronologisch. Freitag, ich glaub es war der 14. November, fing hier die Weihnachtssaison an mit der kleinen Weihnachtsfeier der Geographiestudenten an. Ich war erst skeptisch aber die Erstsemester hatten sich wirklich Mühe gegeben und im neuen Studentenhaus mit zipfelbemützten Finninen und Deko für wunderbare Weihnachtsstimmung gesorgt. Es gab Glögi, eine Art Glühwein, wobei die Finnen Wert darauf legen das Wodka im Glögi ist. Es gab auch leckeren Milchreis, den ich den Exitus gab, in dem ich ihn meine Schüssel eine Überdosis Zimt streute. Marie eine unserer belgischen Freundinnen war an diesem Abend Teil einer finnischen Tradition. In ihrem Reis war eine Mandel, was ihr, laut Tradition, Glück im nächsten Jahr und ein Geschenk bringen sollte. Sie hielt die Mandel hingegen für ein Missgeschick des Kochs und legte sie zu den Essenresten auf ihren Teller, bis jemand sie auf ihr Glück aufmerksam machte.
Zur weiteren Tradition, allerdings nur innerhalb der Geographengemeinde gehört es, dass der Weihnachtsbaum aus einem Staatsforst gestohlen und mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln (U-Bahn) zum Studentenhaus gebracht werden muss. Dies wurde von den Beteiligten, allerdings maskiert, gefilmt und uns präsentiert. Übrigens wird die Strafe für Baumdiebstahl in Finnland in Metern abgerechnet. 50€ pro Meter. In unseren fall 200€. Allerdings denke ich, dass der Förster einen Luftsprung gemacht. Wie auch immer der Wald im Osten Helsinkis ist jetzt auf jedenfall schöner.
Marie wurde ein zweitesmal zum Mittelpunkt des Abends, als es ums Schokoladenwettessen ging. Für eine Belgierin Ehrensache. Allerdings waren ihre Gegner 1,80 und männlichen und spülten mit Bier nach. Für eine 1,55 Große Belgierin keine Chance.
Noch etwas. Die Finnen sind echt ein soziales Volk. Es gab extra für Eiallergiker (es scheint sie zu geben) Blätterteiggebäck.
Gott seit ihr lieb.
Drei Stunden Schlaf und ich fuhr mit der finnischen Bahn Richtung Mittelfinnland um eine Stippvisite bei Freunden meiner Eltern zu absolvieren. Den Järvis (See). Die Järvis leben in Kuopio, 95.000 Einwohner, Oberzentrum und wunderschön gelegen zwischen mehreren Seen. Die Stadt ist Sportstadt, immerhin besitzt die Stadt Erstligisten in Fußball und Eishockey. Die Järvis leben in einer kleinen Wohnung voller Antiquitäten und Kinder (drei Stück). Was sich manchmal beisst. So zerlegte Rasmus gleich am ersten Abend einen antiken Stuhl. Es war schön mal ein paar Tage bei einer durchschnittlichen finnischen Familie zu verbringen, mit Sauna am Abend und Fernsehen am Morgen. Am Sonntag wollte ich den Pujoturm, einen Aussichtsturm auf einem Hügel zwischen den Seen besteigen, der just Sonntags geschlossen hat. Immerhin sah ich den ersten Schnee.
Am Samstag schleppte mich mein Wohnungsgenosse Lukas zu einem Punkkonzert. Gleich bei der ersten Band und Lied kegelte ein betrunkener Fan alle drei Mikrophone und einen Verstärker, der sich überschlug, um. Strike. Was man nicht mehr halten konnte liess man an diesem Abend fallen. Wie zum Beispiel duzende Biergläser, wodurch wir später auf einem Teppich aus Glas gingen, der für jeden Fakir eine Herausforderung gewesen wäre. Auch Lukas trug seinem Teil mit bei. Beim Pogo fiel seine Brille und ein Glas wart nicht mehr gesehen.
Lauri ein Geographiestudent den ich zufällig auf den Konzert traf, schleppt uns noch weiter in eine ranzige Bar. Dort trafen wir ein paar seiner Hippiefreunde. Ein Mädchen sagte mir mit ihrer versoffenen Stimme: "This is a place of stealing and bleeding". Ich griff sofort fest nach meiner Jacke. Nachdem wir durch das aus und an knipsen der Deckenbeleuchtung darauf aufmerksam gemacht worden waren die Bar zu verlassen, gingen wir zu Lauri. Der bot uns selbstgemachten Wein (schrecklich) und Pot (Nein danke) an. Lukas griff reichlich zu, was seiner Sehfähigkeit bestimmt nicht zuträglich war. Nach einiger Zeit lagen mehrere Schnappsleichen auf Lauris Bett und auch der Typ der mich am Abend mehrmals gefragt hatte, ob seine Nase gerade sei, schlief fest in seinem Stuhl. Darauf führte ich den erblindeten Lukas durch den Schnee nach Hause.
Montag. Ich wohne der größten Schneeballschlacht bei, die ich je erlebt habe. Etwa 100 Leute (ganz Pasila) wobei sich besonders die Südeuropäer und Australier hervortaten. Jetzt weiß ich auch warum diese Finnland ausgewählt haben, sie badeten förmlich im Schnee.
Jetzt aber genug, bis bald
Deik
DeFi Blogsberg - 26. Nov, 20:45
Moi,
wieder liegt eine äußerst ereignissreiche Woche hinter mir. Mittwoch gab ich in der Küche unserer Wohnung ein sogenanntes "Kitchen Concert". Die Bühne war der Küchentisch und der Küchenschrank der Backstagebereich. Ich gab Klassiker und neues von meiner Band "International Geographics" zum besten. Zwei drittel aller Zuhörer waren der deutschen Sprache nicht mächtig und trotzdem wurde ich von allen Seiten gelobt. "Guter Sänger" "Guter Gitarist". Mein Ego dehnte sich an diesem Abend in neue Dimensionen. Als ich nach draussen ging um etwas den Kopf frei zu bekommen, bog ein Streifenwagen auf unseren Parkplatz ein. Mist, eine Mahnung wegen mir, wegen meiner unverstärkten Gitarre, Scheiße. Die Beamten liefen zielsicher an unserer Wohnung vorbei. Danke an die Bewohnerschaft der Wohnung die an diesem Abend lauter war als ich.
Am Donnerstag habe ich übrigens die Entscheidung gefällt, dass Verhältniss von mir zum Karate zu legalisieren und den gelben Gürtel zu machen.
Die Sonne schiebt sich übrigens nur noch jeden Tag ein wenig über den Horizont, als wollte sie nur daran erinnern, dass sie zumindest noch theoretisch existiert. Auch wenn es tagelang nicht regnet bleiben die Strassen nass, weil hier nichts verdunsten kann. Das ist physische Geographie pur. Fehlt nur noch, dass sich ein Gletscher an meinen Fenster vorbeischiebt. Aber vielleicht kann Vogtison darüber mehr berichten.
Viele Menschen begegnen der Dunkelheit mit steigenden Drogen und Alkoholkonsum. So flog Samstag (wirklich er flog, er fiel nicht) ein betrunkener Finne durch den Nachtbus, der zugegeben etwas scharf gebremst hatte. Gestern griff ein Drogensüchtiges Mädchen in der Tram eine Omi an, die ihr Hilfe angeboten hatte. Ich bin echt geschockt und ich habe mein ganzes Leben in Hamburg und Berlin verbracht.
Ich begegne der Dunkelheit mit Zitronensaft, Sport und Musik. Empfehlenswert: Beatsteaks, viel Ska, Die Ärzte, Dakar und Grinser und Hip Hop.
Bis bald Euer
Fürst der Dunkelheit
DeFi Blogsberg - 11. Nov, 12:48
Moro
ich habe es doch puenktlich geschafft euch wieder einmal Rechenschaft abzulegen. Trotz der verschiedenen Zeitzonen hat sich auch in Helsinki der Monatswechsel vollzogen. Wir befinden uns nicht mehr im Matschmond finn.=Lokakuu/deut.=Oktober (ich war noch nie so häufig in einem Monat durchnässt und durchweicht), sondern im Marrasku deut.=November/finn.=Totenmond (wird dieser Monat halten was er verspricht?)
Von der Unifront gibt es positives zu vermelden, ich habe Schwedisch bestanden und besitze meine ersten 3 Credits. Weiter so.
Desweiteren hat mein zweiter Geographiekurs begonnen. Der Dozent ist halb Finne und halb Armenier, diese Mischung heisst Amerikaner, aufjedenfall ist der Herr dort geboren. Er sieht ungefähr so aus, wie David Seaman, der ehemalige Nationalkeeper von England mit Brille.
Im Kurs geht es um die Geographie des Essens und es ist sehr selten, dass ein Kurs mich so begeistert hat.
Desweiteren war am Freitag Helloweenparty in Pasila, ich ging als Pilot der romantischen Zeit der Propellermaschinen. Ich und Lukas unterhielten uns mit einer Schweitzerin die darauf aufmerksam wurde das Lukas ueber ihr wohnt worauf sie sich ueber den Krach von ihm beschwerte. Ich verzog mich, da ich hier viel Gitarre uebe und dazu auch noch singe (Krächz). Die Party war scheinbar so gut, dass die Polizei beschloss auch teilzunehmen, worauf sich die Partygemeinde ueber das Haus verteilte. Einmal Polizei bedeutet in Pasila eine Mahnung, drei Mahnungen den Rauswurf. Aus diesem Grund werden die Feiern systematisch ueber das Haus verstreut, ich hoffe unsere Wohnung kommt nie an die Reihe.
Bis bald Euer
Deik
DeFi Blogsberg - 3. Nov, 10:25
Moro,
die letzten zwei Wochen musstet ihr bekanntermassen ohne meinen Blog auskommen. Gründe dafür gibt es viele. Prüfungen, Freunde und Ferien.
In den letzten zwei Wochen musste ich drei Klausuren schreiben. Mit unterschiedlichsten Ergebnissen. Meine Bioklausur gab ich nach 20 Minuten, ohne eine Zeile geschrieben zu haben, ab. Wie kann ein Dozent bei einer Grundvorlesung Sachen abfragen, die in der Vorlesung gar nicht Inhalt waren und auch der Deal 50%-50% Zoologie und Botanik war nicht erkennbar. Frustriert zog ich ab.
Schwedisch hab ich hingegen bestanden und ich kann mich über meine ersten 3 Credits freuen.
Auch meine erste Geographieklausur lief gut, was aber vor allem daran lag, dass ich mir die meisten Fragen selber aussuchen konnte (die Dozentin ist Italienerin).
Ein ganz neuer Umstand stellte sich in den letzten Wochen ein. Ich habe Internet und zwar in meinem Zimmer. Skypen ist somit auch für mich endlich möglich und auch meinen Blog kann ich zukünftig von meinem Skrivbord (Das war Schwedisch für Schreibtisch) machen.
Versüsst wurde die letzte Woche durch den Besuch von zwei bekannten Berlinern namens Hirte und Greggy. Die, hoffe ich, ihren Aufenthalt in Helsinki genossen haben. Danke für die Gespräche und euren Anblick.
Wir zogen durch Kneipen, tranken Rotwein, machten die Bekanntschaft mit Sym- und Unsympathischen ERASMUS-Studenten, entdeckten die Geheimnisse der Festungsinsel Suomenlinna bei Nacht und wurden darauf hingewiesen, dass Hirte die schönsten Hände der Welt hat (achtet mal darauf).
Besonders Tallin scheint den beiden gefallen zu haben, und das lag nicht nur an Greggys estnischen Wurzeln. Für 6€ ein üppiges Mahl mit Soljanka,Pfannkuchen und Tee zubekommen ist schon nicht schlecht (bitte merken für den nächsten Tallinbesuch:Kompressor nicht Commodor).
Das hilft dann auch darüber hinweg, das die Bedienung ihr Lächeln an den Teufel verkauft hatte. Später gab es echte Schokolade, in einem kleinen Cafe, mit Zimthölzern zum umrühren, die uns in unsere Stühle einsinken liess.
Bis hoffentlich nächste Woche
Deik
DeFi Blogsberg - 28. Okt, 10:51
Die Hauptnachrichten aus Finnland bereffen diese Woche nicht mich sondern ein gewissen Martti Ahtisaari, der fuer seine vielgelobte Friedenspolitik den Nobelpreis erhielt. Vorher war er so etwas, wie das Leverkusen des Nobelpreises, immer knapp am Titel gescheitert. Diese Tatsache wurde im fernen Oestereich von einem Rechtspopulisten neidisch zur Kenntniss genommen. Dieser ueberlegte lange wie er diese Topnachricht noch Toppen könne.
Die letzte Woche verlief einigermassen ruhig. Bis auf die Tatsache das ich entdeckt habe, dass es Schliessfächer mit 20 Centmuenzenpfand in der Unibibliothek gibt und das jemand seinen alten Wagen mitten in dem Park den ich täglich auf dem Weg zur Uni nutze abgeflackt hat. Natuerlich ohne Nummernschilder.
Samstag gingen ich, Manuel, zwei seiner muensteranischen Freunde (Johannes und Katrin) und Aino zum Jääkiekoo (Eishockey). Jokerit (Joker) Helsinki gegen Ilves (Luchs) Tampere. Beide Vereinswappen muessen zu dem Zeitpunkt entworfen worden sein, als alle Graphikdesigner Finnlands eine gemeinsame Bootstour plus Saufgelage gemacht haben. Das Spiel war aber super (4:1 (1:0/0:0/3:1) und wurde von einem massiven Faul von seiten Ilves und einer darauffiolgenden Massenschlägerei der Spieler gekrönt. Auch das Publikum war euphorisch, trotzdem die Hartwallarena (bekannt durch den European Song Contest) nur zu etwa einem Drittel gefuehlt war.
Anschliessend wurden den Muensteranern von meiner Seite aus ein paar Geographenlieder vorgespielt. Und was soll ich sagen, die International Geographics sind nach Muenster eingeladen eine der beiden Semestereroeffnungen naechster Jahr zu beschallen.
Mina olen hyvää
Deik
DeFi Blogsberg - 14. Okt, 13:37